(Wettkampftagebuch unserer Jungs)
28.5.2006 von Uwe Beger
30.5.2006 von Boris Freier
6.6.2006 Abschlußbericht von Uwe Beger
Die eingefügten Fotos stammen von der allen Teilnehmern ausgehändigten CD vom Fliegerklub Auerbach!
28.05.2006 (Bericht: Uwe Beger) Bereits im vergangenen Jahr bekamen wir
eine Information von unseren Auerbacher Fliegerkameraden über
die Ausrichtung eines interessanten Wettkampfes auf dem Gelände
des dortigen Fliegerklubs. In Auerbach wurde im Jahre 2005 eine neue
Asphaltbahn fertiggestellt und damit die Infrastruktur wesentlich
gestärkt. In Verbindung mit viel Engagement der ehrenamtlich
tätigen Vereinsmitglieder, aber auch mit viel direkter
Unterstützung durch den Landkreis und die Stadt Auerbach, wurde
die Möglichkeit aufgegriffen, einen bereits mehrfach
durchgeführten Wettkampf erstmals nach Auerbach zu holen.
Europäische Fördergelder machen die Durchführung
letztlich möglich. Die Ausschreibung sieht als wesentlichen
Bestandteil grenzüberschreitende Flüge zwischen
Deutschland und Tschechien vor, wobei ansonsten aber eine sehr
einfache Wertungsformel zur Anwendung kommt. Es werden schlicht die
Regeln des OLC zur Anwendung gebracht. Jeder Pilot ist an einem
Wettkampftag für die Planung der von ihm zu fliegenden Strecke
selbst verantwortlich. Von der Wettkampfleitung werden generell keine
Strecken vorgegeben. Allein dadurch und durch ein geeignetes
Abflugverfahren werden Massierungen von vielen Segelflugzeugen mit
der möglichen Folge gefährlicher Annäherungen bestimmt
wirkungsvoll vermieden. Vom Fliegerclub Großrückerswalde
hatten eine Reihe Piloten Interesse an einer Teilnahme geäußert.
Letztlich haben sich angemeldet: Mathias Baumann auf Ventus 2, Jens
Richter auf Mini-Nimbus, Boris Freier und Benjamin Krauß auf
Puchacz und Uwe Beger auf Kestrel 19m. Als Helfer sind wechselweise
Roy Fleischer und Horst Franke mit vor Ort (Herzlichen Dank auch an
dieser Stelle!). Weitere Teilnehmer kommen aus
Tschechien, Bayern, Thüringen, so dass Piloten auf insgesamt 27
Flugzeugen den Wettkampf aufgenommen haben. Leider steht der Wettkampf bis jetzt
wettermäßig unter einem sehr unglücklichen Stern, da
zwischen dem Azorenhoch im Südwesten und einem kräftigen
Tief über Skandinavien in rascher Folge immer wieder
Tiefausläufer den Wettkampfraum überstreichen und die
Prognose bereits bis Mittwoch keine gravierende Änderung
verspricht. Deswegen konnte weder an den beiden Trainingstagen
(25./26.5.) noch an den bisherigen Wettkampftagen sinnvoll geflogen
oder gar eine Disziplin ausgeschrieben werden.
Vom Veranstalter selbst werden auch
Berichte über die Ereignisse des Tages ins Internet gestellt,
die hier
abgerufen werden können. Für den Montag deutet sich
erstmals eine kleine Chance an, eine Disziplin „in den Kasten“
zu bekommen. Drückt uns also die Daumen und schaut wieder 'rein,
um die Entwicklung zu verfolgen. 30.05.2006 (Bericht: Boris Freier) 30.5. – Dienstag.
Nachdem uns das tolle Wetter einige nicht
fliegbare Regentage beschert hatte, ging es
gestern am Montag wie vorhergesagt endlich
richtig los. Frühstück halb 9, dann Kestrel
rüsten, Briefing um zehn, dann sportliches
Puchacz (hier nenne deen olle
Uuhhuu)-zu-dritt-aufrüsten, Startbereitschaft
halb 12. Bei uns (Benjamin und Boris im Puchacz
und Uwe in der Kestrel; Jens und Mathias mussten
arbeiten) hatte sich das alles etwas in die Länge
gezogen und nach kleinen technischen Problemen
konnten wir dann verspätet in die Luft gehen.
F-Schlepp auf 600m mit unserer D-EWHS, ausklinken
und das erste Mal das Vogtland aus der Luft
sehen. Die Abschirmung förderte nicht gerade die
Thermikentwicklung…vom weiteren Verlauf des
Fluges möchte von unserer Seite nicht berichtet
werden (…), Uwe jedenfalls flog sich auf den
dritten Platz. Nachdem wir unser Flugzeug vom
Acker auf den Feldweg haben ziehen lassen (vom
Lehrling des „Chefs“), erreichten wir auch
irgendwann unseren Edelhelfer Horst, der dann
gleich mal ohne Hänger erstmal zu uns aufs Feld
fuhr. Gemeinsam wollten wir den Hänger holen; die
Aktion fand jedoch ein Ende auf einer Kreuzung in
Auerbach. Ergebnis: Blechschaden an einem
Peugeot, ein entnervter Horst und ein anderes
Zugfahrzeug des Hängers, d.h. mit Uwe konnten wir
nun die Rückholtour fortsetzen. Der Abend in der
Bar wurde angesichts der Wettervorhersage länger als geplant…
Am Dienstag regnete es von früh bis kurz vor
Mittag, jetzt um drei ist es auch nicht viel
besser. Uwe ist erstmal nach Hause arbeiten
gefahren und wir freuen uns auf die Wetteraussichten für die nächsten Tage.
06.06.2006 (Abschlußbericht: Uwe Beger) Möglicherweise hat sich schon der eine oder andere gefragt, wo den weitere Berichte über die Teilnahme am Wettkampf bleiben, sicher zumindest unser rühriger Webmaster ;-) Aber nach dem Warten auf den ersten Wettkampftag über wettermäßig frustrierende 4 Tage hinweg folgten weitere 3 äußerst bescheidene Tage mit einer Front nach der anderen und Regen bis hin zu dessen fester Form. Nur die Rückseiten blieben aus. Im Ergebnis veranstaltete die Wettkampfleitung ein Bowlingturnier, bei dem der immer aktive und kreative Wettkampfleiter Jürgen Wördehoff auf Platz 2 nur noch von dem an vielen Fronten präsenten Lutz Schwotzer, seines Zeichens unter anderem Meteorologe für diesen Wettkampf, getopt wurde. Dieses Erfolgserlebnis verleitete offenbar dazu, für Freitag, den 2.6.06 das Briefing auf 9:00 Uhr festzulegen, denn es deutete sich endlich wieder einmal eine Möglichkeit an, wettkampfmäßig zu fliegen. Um den Wettkampf wertbar zu bekommen war dieser Tag auch genauso wie der darauf folgende Samstag unbedingt notwendig, denn 3 Disziplinen müssen für die Wertbarkeit mindestens geflogen werden. Am Freitag versammelte sich demnach eine auch zahlenmäßig verstärkte Pilotenschar pünktlich beim Briefing. Mathias Baumann und Jens Richter wollten mit in das Wettkampfgeschehen eingreifen, nachdem sie sich am Montag, dem ersten Wettkampftag, leider nicht freimachen konnten. Wie vorhergesagt begann der Tag mit blauem Himmel und dementsprechend viel Optimismus. Die Modelle des DWD hatten viele hundert mögliche Streckenkilometer prognostiziert und dementsprechend mutig waren die Planungen der einzelnen Piloten. Wir wurden nach dem ersten Start gegen 11:00 MESZ allerdings recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. An vielen Stellen kochte der Wettkampfraum zu, denn die viele Feuchtigkeit im und auf dem Boden, die von den vorangegangenen Regentagen übriggeblieben war, vertrug sich offenbar nicht so recht mit der ja doch recht kräftigen Junisonne. Im Ergebnis war für eine ganze Reihe von Piloten der Wettkampftag relativ schnell zu Ende und es mußten eine ganze Reihe von Außenlandungen durchgeführt werden. Leider erwischte es auch Benjamin und Boris auf dem Puchacz recht bald. Einige dieser Außenlandungen erfolgten in regelrechten Sümpfen, als die sich die gewählten frisch bearbeiteten landwirtschaftlichen Flächen entpuppten. Andere Piloten hatten mehr Glück und die größere Erfahrung und sicher auch das bessere Flugzeug ermöglichten interessante Flüge. Tagessieger wurde einmal mehr Ivan Harašta (ASW15), gefolgt von Petr Malcek (Discus CS). Beide hatten ihren Flug in die gleiche Richtung gelegt, und zwar nach Nordosten, Richtung Berlin. Auch sie mußten am Anfang mit einer niedrigen Basis kämpfen, wurden aber ab der Elbe mit prächtigem Wetter belohnt, dass sie bis ca. zur zweiten Wende in der Nähe von Zittau nutzen konnten. Erst dann wurde es wieder schwieriger. Sie kämpften sich noch nach Großrückerswalde bzw. Chomutov und hatten damit mit Streckenlängen von jeweils ca. 450 km bei weitem die Nase vorn. Auf Platz 3 kam wieder ich (Uwe, Kestrel 19) an. Bei genutzten Steigwerten zwischen knapp 1m/s und 5m/s und oft auch sehr langen Gleitstrecken, weil durch das Zuquellen über lange Strecken einfach keine Thermik mehr zu finden war, war das ein sehr einprägsamer Flug über alle Länder der „Euregio Egrensis“ hinweg, nämlich Sachsen, Thüringen, Bayern und Tschechien. Am Ende standen ca. 360 km auf dem „Tacho“. Mathias (Ventus 2) und Jens (Mininimbus) kamen ebenfalls wieder in Auerbach an und gehörten damit gleichfalls zum kleinen Trupp der am Platz gelandeten Piloten. Die urspüngliche Streckenidee war übrigens die gleiche, wie die der Tagesbesten, nur wollten wir das „Ding“ anders herum in Angriff nehmen, da wir ein Zukochen des Gebirges für den Nachmittag befürchteten. Leider war das Gebirge ab ca. Altenberg aber bereits am Morgen dicht. Trotzdem war der Freitag damit im Großen und Ganzen erfolgreich, denn auch die Rückkehr unseres außengelandeten Puchacz verlief dieses Mal komplikationsfrei. Außerdem waren die Außenlander vom Feldeigentümer und seiner Familie herzlich aufgenommen und bestens versorgt worden. Nun hieß es Bangen, ob der nächste Tag noch eine dritte Disziplin ermöglichen würde. Der morgendliche Blick in den Himmel war ernüchternd. 8/8 Bedeckung, die schon wieder wie niedrige Schichtwolken aussahen, machten sich breit. Doch siehe da, kurz vor dem ebenfalls zeitig, auf 9:00 Uhr angesetzten Briefing, zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen. Dementsprechend waren auch alle heiß drauf, die auf 10:30 Uhr definierte Startbereitschaft zu schaffen. Und da war nach den Rückholtorturen des vergangenen Tages einiges zu tun. Ein Twin mußte sogar gekärchert werden, um den Radbereich wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen. Bis alle pünktlich am Start standen, war also für viele Piloten noch einiges zu tun. Und dann der Blick in den Himmel. Irgendwie sah das schon wieder alles ein bißchen komisch aus. Die aus den 8/8 entstandenen Cumuluswolken wurden fett und fetter und dabei auch durchaus einigermaßen schwarz. Darüber hinaus hatten wir bei der Wetterbsprechung auch gehört, dass uns im Laufe des Tages eine Warmfront ereilen würde. Mit dem Auskuppeln in 600 m Höhe über Platzniveau waren wir dann auch schon im Dreck. Und bei diesem Wetter sollten wir losfliegen, nur um den Wettkampf wertbar zu bekommen? Also erst einmal vortasten... Unter diesen schwarzen Dingern konnte man ohne großen Höhenverlust recht lange gleiten und die Abstände waren gering. Aber 600 m Basishöhe sind nun mal nicht der Brüller. Wir brauchten ca. 30 km Abstand zu Auerbach, bis die Basis langsam bei 800 m angekommen war und durch den Flug in Richtung Flachland auch die Arbeitshöhe entsprechend zunahm. Kurz vor Riesa, unserem ersten Ziel, war die Basis dann bei ca. 1100 m angekommen. Wenn ich hier in der Mehrzahl spreche dann deswegen, weil auch dieses Mal Kestrel, Ventus und Mininimbus gemeinsam unterwegs waren. Ab und an haben wir uns sogar unterwegs getroffen, aber für richtigen Teamflug reicht weder unsere Erfahrung noch passen die Flugzeuge von ihren Leistungen zusammen. Wenigstens konnten wir uns den einen oder anderen Tipp geben. Schon auf dem Weg nach Riesa konnten wir den sich rasch von Nordwesten nähernden Wolkenschirm der angedrohten Warmfront sehen. Nach der Wende in Riesa kamen wir ganz gut voran, auch wenn ich einmal in einem ziemlich tiefen Stockwerk wieder ansetzen mußte. Unser nächstes Ziel war Olbernhau, dass ja bekanntlich fast am Kamm liegt. Und es kam, wie es kommen mußte, dass Gebirge war schon wieder einmal leicht überentwickelt und in Verbindung mit dem stark aufgefrischten Wind aus Nordwest gestaltete sich die Thermiksuche zunächst etwas schwieriger. Letztlich kamen wir aber auch damit zurecht und unsere Hoffnung, Auerbach wieder zu sehen, wurde langsam zur Gewißheit. Aber abgerechnet wird zum Schluß. Glücklich wieder gelandet stellte sich ein Loggerproblem bei Jens heraus, so dass der Flug für den Wettkampf nicht gewertet werden konnte. Mathias hatte knapp 300 km geschafft und bei mir war es ähnlich. Die Youngstars mit der Bravo Bravo (Puchazc D-3111) setzten dieses Mal aufs Heimkommen, was auch gelang. Der Abschlußfeier stand nun nichts mehr im Wege, außer dass noch einige wenige Logger außengelandeter Piloten fehlten. Die Wettkampfleitung war schon mit der Auswertung fertig, da tauchte plötzlich ein Rückholteam aus Tschechien auf, dass Neuigkeiten brachte. Ein Blanik-Team war nach dem Start anders als die meisten anderen nach Süden, also in die Heimat, abgeflogen. Dort herrschten nach einem sehr tiefen Abgleiten offenbar viel konstantere Bedingungen mit einer hohen Basis, was 215 km und dank Index Platz 2 in der Tageswertung bescherte. Die Tageswertung wurde dadurch noch einmal durcheinander gewürfelt, an der Gesamtplazierung änderte sich aber nichts mehr. Ivan Harašta siegt souverän vor Petr Malcek. Platz 3 konnte ich verteidigen. Insgesamt herrschte trotz des bemerkenswert schlechten Wetters immer eine sehr kameradschaftliche Atmosphäre zwischen den Wettkampfteilnehmern aus Tschechien, Thüringen, Bayern und Sachsen und ich für meinen Teil werde mich sicher lange an meinen ersten Wettkampf seit vielen Jahren erinnern. Bilder und weitere Informationen zum Wettkampf findet ihr auf den Webseiten des Fliegerklubs Auerbach.
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